Music and Texts of Gary Bachlund

Music and Texts of  GARY BACHLUND

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Vorspiel zu einer Fabel - (1994) 

German translation by Annette Zühlke

Original libretto by Gary Bachlund
After a story by Hans Christian Andersen

 

 

For lyric tenor (Geschichtenerzähler) and character tenor (Hund) and chamber ensemble. 

Lyric and character soprani may also portray these parts, if required.  (circa 10 minutes)

 



Geschichtenerzähler
Erzähler, die weisesten Geister jeder Zeit,
lehr'n uns Klatsch.
Tratsch, zu reiner Unterhaltung,
merkwürdigen Klatsch,
seltsamen Klatsch.
Spektakel voll Visionen
und Welten des Details.
Wir wollen und in ihnen finden.
Sie spiegeln unser eig'nes Herz,
den Flug der Phantasien unsrer Schwäche,
die Farce und Dummheit unsres Lebens.
Märchen für die Kleinsten,
die jüngsten Kinder.
Fabeln für die Größten,
die nicht länger mehr Kinder,
damit wir uns selbst darin sehn.
So wie zu Beispiel:
Einst lagen zwei Schlösser auf luftiger Höh'.
Ein Hund lag dazwischen


Hund
Wau!


Geschichtenerzähler
Und magere Speisereste sind für ihn nouvelle cuisine.


Hund
Ooo?
Reste! Oh! Hörte ich Reste! Oh! Wau!
Geschichtenerzähler
Erklingen Fanfaren aus luft'ger Höh',
ist Dinner dort serviert.
Fanfaren machen dem Hund Appetit,
wie Pavlov es erforscht.
Ooo! Reste! Oh! Hörte ich Reste! Ja?
Sprach er von Resten, etwa?
Bitte! Bitte!


Geschichtenerzähler
Der Hund erwartet Trompetenklang,
der kündet Fressen an.


Hund
Ah! Oooh!


Geschichtenerzähler
Hungriger Hund erwartet Reste,
Ja, so beginnt die Szene.


Hund
Ach, wenn ein Hund nur reden könnt':
Ich hätte am liebsten tagtäglich Reste!
Ja, das sagte ich,
wenn ich nur könnt'!
Ich äße am liebsten tagtäglich Reste.
Ein Canapé? Vielleicht Soufflé?
Ich mag vielmehr Reste!
Was vom Filet? Pikant's Püree? Consommé?
Gib mir doch Reste!
Was soll das Zaudern?
Wer mag schon Maus, gejagt, oh Graus!
Fell und Schwanz und Bart.
'Nen Vogel ess'n? Kannst du vergess'n!
Federn sind so hart.
Oh! Ich hätte am liebsten tagtäglich Reste!
Ja, das sagte ich, wenn ich nur könnt'!
Ich äße am liebsten tagtäglich Reste!
Für leckeres, duftendes, schmackhaftes, super Fressen
würd' ich ja auch ziemlich weit laufen,
sehr weit laufen,
doch ein Hund spricht nicht. So?
[ Hundegeheul auf die Melodielinie ]
Was soll das Zaudern? Ah ooo!


Geschichtenerzähler
Festliches Mahl wird bereitet und gereicht im Bankettsaal
Und aus dem Schloß vom Norden her ertönt der Dinnerruf!


[ Trompetensignal ]


Hund
Reste? Wau!
Ich sehe Reste kommen bald! Ah ooo!


[ Der Hund rennt ab ]


Geschichtenerzähler
Doch auf dem Weg hin nach Norden
ertönt des Südens Schloßfanfare laut.


[ Trompetensignal ]


Dort wird das Festmahl aufgetragen für die Leut'!


[ Der Hund rennt auf die Bühne ]


Hund
Leckere Happen gibt's im Norden!
Feine Bissen auch im Süden!
Ich hab' die Wahl, ach welch' eine Qual!
Lasse ich Nord', bekomm' ich des Südens Bankettrest'.
Oh! Wau...

 

[ Der Hund rennt ab ]


Geschichtenerzähler
Von Norden her erschallt ein zweites Mal
der Ruf zu ihrem Festmahl.


[ Trompetensignal ]


Und so wird unser haariger Freund
gefangen in der Fabel.


Hund
Doch, die Leute im Norden, sie essen gut,
ich folge ihrem Dinnerruf. Oh! Wau...
 

[ Der Hund rennt ab ]


Geschichtenerzähler
Und wiederum ertönt des Südens Festgelageruf.


[ Trompetensignal ]


Ja, unser Hund ist hungrig sehr
und Sklave der Begier.


[ Der Hund tritt auf ]


Hund
Ich glaube doch, im Süden gibt's besseren,
frischeren Fraß. Die Chance ist's:
dort riecht es gut, und ich folg' meiner Nas'!


[ Der Hund rennt ab ]


Geschichtenerzähler
Die Fanfaren klingen von Norden und Süden von Wall zu Wall,


[ Trompetensignal. Der Hund rennt über die Bühne und ab ]


Der so nachdenkliche Hund überlegt,
welche Reste er lieber mag.


[ Trompetensignal. Der Hund rennt über die Bühne und ab ]


Und so geht's dann.


[ Trompetensignal. Der Hund rennt über die Bühne und ab. Trompetensignal. Der Hund überquert die Bühne und will abgehen. Der Hund kehrt um, ist unentschieden. ]


Hund
Wau?


Geschichtenerzähler
Fanfaren schweigen, wie alles einmal,
beenden des Hundes Begier.
Denn falsche Gier, ist niemals eine Zier,
aber ein Verlust für das Tier.


Hund
Reste? Wau! Doch wie! Nein, nie!
Wau? Ooo!


Geschichtenerzähler
Durch dies Beispiel erkennen wir uns selbst.
Ein Spiegel unsres eignen Herzens.
Sein dummes Streben könnte unseres sein.
Die Farce und Dummheit unsres Lebens.
Lernen wir nun also durch diese Moral?
In einfachen Fabeln wie hier machen wir nichts falsch?
Wir finden eine Wahrheit drin?


Hund
Grr...


Annette Zühlke, Juli 1997

Copyright © 1996 by Annette Zühlke and Gary Bachlund